Donnerstag, 9. Januar 2014
Sternenstaub (17)
Diese Verbundenheit, diese Nähe, die Alice zu Damian spürte war so außerordentlich verblüffend und doch gleichzeitig so natürlich. Sie wusste sie einfach nicht einzuordnen. Niemals hatte sie einem anderen Menschen gegenüber so empfunden, wie sie für Damian empfand. Noch nie zuvor hatte sie ein solches Vertrauen entwickelt...

Damian hatte ja bereits herausgefunden, dass sie beide sich schon in einem früheren Leben begegnet waren, was bestimmt einen Teil ihrer außergewöhnlichen Bindung erklären konnte.

Aber Damians besondere Fähigkeit, in Trance mit Seelen sprechen zu können und manchmal auch Seelenfarben sehen zu können, hatte noch einen anderen Hinweis gegeben. Um dies zu erklären musste Alice ein wenig ausholen:

Oft schon hatte Damian mit ihr über die tieferen und richtig spannenden Aspekte des Seins gesprochen und ihr erklärt, dass Menschen keine Seele haben, nein, ganz im Gegenteil, dass die eigentliche Form zu existieren die Seele IST. Der Mensch als solcher ist ein Teil der Seele, nämlich der Teil, der gerade eine menschliche Erfahrung macht.

Die Seele hatte oft in früheren Zeiten schon viele Menschenleben durchlaufen und würde auch in Zukunft weitere Leben als Mensch leben.

Eigentlich, hatte Damian ihr erläutert, eigentlich gäbe es für die Seele gar keine Zeit. Zeit, Begriffe wie "jetzt", "früher" und "später" seien rein menschliche Konstrukte, die in der menschlichen Welt durchaus ihre Berechtigung hätten. Aus Sicht der Seele aber liefen alle Inkarnationen, alle Leben gleichzeitig ab.

Mal war man eine Frau im 11. Jahrhundert, dann wieder ein Mann im 18. Jahrhundert. Mal war man Tochter, mal Vater, mal war man arm, mal reich, mal angepasster Spießbürger, mal Revoluzzer und so weiter. Die Seele schickte Anteile aus um möglichst vielfältige menschliche Erfahrungen zu sammeln.

Jeder Mensch ist also ein Teil seiner Seele. Das höhere Selbst, als die Urseele, kennt den Lebensplan des aktuellen Lebens, also der jetzigen Inkarnation, und versucht durch Hinweise Hilfestellung bei der Umsetzung der individuellen Bestimmung zu geben.

Alle Menschen haben eine unterschiedliche, mehr oder weniger starke Verbindung zu ihrem höheren Selbst. Diese Verbindung kann man sich als eine Art farbigen Kanal vorstellen, oder einen Tunnel, durch den die ureigene Lebensenergie fließen kann. Je breiter und offener dieser Kanal, desto besser und freier fließt die Energie zwischen dem jeweiligen Menschen und seinem höheren Selbst.

Und umgekehrt: Je verengter der Tunnel, je schlechter also die Energie fließen kann, desto mehr fühlt man sich abgetrennt, einsam und verloren. Dies kann zum Beispiel durch traumatische Erlebnisse oder Ängste geschehen.

Einmal hatte Damian diesen Kanal für Alice geweitet, was dazu geführt hatte, dass sie sich sehr plötzlich extrem wohl und gestärkt gefühlt hatte. Sie war wieder verbunden mit ihrer ganz eigenen Lebensenergie und ihrem ganz eigenen höheren Selbst, wurde von ihr geflutet, angefüllt und umspült, was sie sehr erfrischt und ihr Kraft gegeben hatte.

Alice blickt auf, immer noch fasziniert von dem was Damian so alles wusste und konnte. Da tauchte er einfach mal eben kurz in Trance ab, weitete ihren Kanal und sorgte so dafür, dass sie plötzlich wieder mit ihrer Energie in Kontakt war, versorgt und genährt wurde von diesem unglaublich kraftspendenden Elixier. Versonnen tippt sie weiter.

Damian war, ohne es Alice zunächst mitzuteilen, stutzig geworden, als er festgestellt hatte, dass ihr Kanal dieselben Farben wie sein eigener hatte. Darüber wollte er jedoch eigentlich gar nicht mir ihr reden. Er hatte sie lediglich gefragt, was sie über Dualseelen wisse.

Alice hatte das Wort nie zuvor gehört. Natürlich war ihre Neugier geweckt und sie hatte begonnen zu recherchieren und war auf ein wunderschönes Bild gestoßen, welches die Zusammenhänge, die Damian ihr bereits nahegebracht hatte, bestätigte und sehr anschaulich beschrieb.

Dort hieß es: Die Seele mit all ihren Inkarnationen gleicht in ihrer Struktur sehr einer Pusteblume. In der Mitte der Blüte befindet sich eine große, runde Kugel. Diese ist in dieser Analogie das Symbol für die Urseele bzw das höhere Selbst. Auf dieser zentralen großen Kugel der Blüte sitzen auf kleinen Stielchen kleine Schirmchen. Jedes dieser kleinen Schirmchen ist eine Blüte für sich, und man kann sich leicht vorstellen, dass jedes dieser einzelnen kleinen Schirmchen an ihrem Stielchen eine Inkarnation darstellt.

Jedes Schirmchen steht also jeweils für eins von vielen Leben, in denen wir inkarnieren, und zwar eigentlich zur selben Zeit. Man ist zum Beispiel einmal ein Mann im 19. Jahrhundert oder eine Frau im 13. Jahrhundert. Das sind alles Leben, in denen wir schon gelebt haben und wieder leben werden. Aber im eigentlichen Universum gibt es keine Dimension Zeit. Also laufen diese unsere Leben alle gleichzeitig ab.

Und so kann man auch leicht verstehen, dass die Seele Inkarnationen von oberhalb der Zeit aussendet. So wie eine Löwenzahnpusteblume sieht das aus vom Standpunkt der Seele her.

Das war wirklich höchst interessant. Alice hatte immer wieder versucht dieses Thema in den Gesprächen mit Damian anzubringen. Sie ließ einfach das Gefühl nicht los, dass er ihr da noch Genaueres, noch Persönlicheres sagen konnte. Doch bis auf sehr seltene und dünne Andeutungen rückte er partout nicht mit der Sprache heraus.

Alice blickt zornig auf. Was war dieser Kerl nur manchmal für ein elender Geheimniskrämer! Und dann noch ausgerechnet in dieser spannenden Angelegenheit! Verdammt! Noch heute konnte sie sich darüber ärgern. Erbost tippt sie weiter.

Irgendwann hatte Damian sich aber dann doch durchringen können, Alice von seiner Entdeckung zu erzählen. Gebannt hatte sie ihm zugehört:

Während der Arbeit an Alices Seele hatte Damian mehrfach die Farbe ihres Kanals gesehen, genau wie die Farbe der Energie, die dort herauskam. Seine eigene Energiefarbe kannte Damian natürlich auch, und er hatte sich zunächst gewundert, dass die Farben bei ihm und Alice so überraschend gleich waren.

Zuerst hatte Damian sich nicht allzuviel dabei gedacht, war aber irgendwann doch stutzig geworden.

Dann hatte er bei Freunden und Familienmitgliedern gefragt, ob er sich ihre Kanäle und Energiefarben ansehen dürfe, um feststellen zu können ob bei irgendjemand die Seelenfarben vielleicht auch so ähnlich waren. So hatte er dann doch nochmal bewusst nachgesehen und festgestellt, dass alle eine völlig andere Energie und Farbe hatten. Alle, außer Alice...

Danach hatte er noch einmal sehr bewusst Alices Energie angesehen und mit seiner eigenen verglichen.

Diesmal war es sehr deutlich, es war haargenau dasselbe! Es waren identische Farbstrukturen, es war das gleiche energetische Gefühl. Damian war vollkommen geplättet. Er begriff schlagartig, was ihm vorher entgangen war!

Die Verblüffung hätte kaum größer sein können. Er fand seine Entdeckung so unbeschreiblich, so krass und konnte es einfach nicht fassen. Das konnte doch nicht wahr sein! Alice und er hatten ein- und dieselbe Urseele! Zwei verschiedene Inkarnationen derselben Urseele, das selbe Höhere Selbst! Damian traf sich in Alice selber, und umgekehrt! Wahnsinn!

Er hatte diese Erkenntnis erstmal verkraften müssen. Und hatte sie, nachdem sie sicher in seinem Bewusstsein verankert war, erstmal geheim gehalten.
Damian wusste nicht, ob es gut sein würde Alice einzuweihen, er konnte auch nicht abschätzen was es für sie beide vielleicht ändern würde.

Doch irgendwann hatte er dann so nach nach durchblicken lassen, was er herausgefunden hatte. Er wollte es nicht so richtig verraten, hatte aber doch häppchenweise Andeutungen fallen lassen.

Diese waren ganz sanft in Alices Bewusstsein geschwebt, eine nach der anderen, wie Zauberfedern die langsam vom Himmel herabsinken. Sie hatte genug Zeit sich auf diese langsam durchsickernde Gewissheit einzustellen.

Auch wenn Alice ihn im Vorfeld innerlich beschimpft hatte, weil er sich so lange hatte bitten lassen, ihr endlich die ganze faszinierende Wahrheit zu erzählen, war sie nun froh ein wenig vorbereitet worden zu sein.

Er war sie und sie war er... Jeder von ihnen ein eigenes Schirmchen zwar, aber doch dem selben Kern entstammend...Sie begegnete in ihm einem Teil von sich selbst...Sie war er und er war sie...

Eines Tages hatte Damian ihr schließlich ein Lied geschickt und ihr erzählt, dass er immer, wenn er dieses Lied gehört hatte, an Alice hatte denken müssen....

Steh auf, zieh dich an
Jetzt sind andere Geister dran
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Fenster auf, Musik ganz laut
Das letzte Eis ist aufgetaut
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Wir alle sind aus Sternenstaub
In unseren Augen warmer Glanz
Wir sind noch immer nicht zerbrochen
Wir sind ganz

Du bist vom selben Stern
Ich kann deinen Herzschlag hören
Du bist vom selben Stern
Wie ich
Weil dich die gleiche Stimme lenkt
Und du am gleichen Faden hängst
Weil du dasselbe denkst
Wie ich

Tanz durch dein Zimmer, heb mal ab
Tanz durch die Straßen, tanz durch die Stadt
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Lass uns zusammen unsere Bahnen ziehen
Wir fliegen heute noch über Berlin
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Wir alle sind aus Sternenstaub
In unseren Augen warmer Glanz
Wir sind noch immer nicht zerbrochen
Wir sind ganz

Du bist vom selben Stern
Ich kann deinen Herzschlag hören
Du bist vom selben Stern
Wie ich
Weil dich die gleiche Stimme lenkt
Und du am gleichen Faden hängst
Weil du dasselbe denkst
Wie ich

Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Du bist vom selben Stern
Ich kann deinen Herzschlag hören
Du bist vom selben Stern
Wie ich
Weil dich die gleiche Stimme lenkt
Und du am gleichen Faden hängst
Weil du dasselbe denkst
Wie ich

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Hosentaschendom (16)
Schon häufiger hatte Alice sich eine Frage gestellt: Was war Damian eigentlich für sie? Oder besser, wie konnte man seine Rolle, seine Position, seinen Part bezeichnen? Welcher Begriff beinhaltete all die einzelnen Aspekte? Gab es so einen Begriff überhaupt? Vermutlich nicht, so allumfassend konnte kein einzelnes Wort sein. Sie würde eines erfinden müssen.

Schwieriges Unterfangen, richtig schwierig, differenziert aufschreiben zu wollen, was Damians und ihre Beziehung im Einzelnen ausmachte.

Er war so vieles. Als erstes mal ein Freund, ein spezieller zwar, aber wenn man über zwei Jahre lang täglich viele Stunden miteinander chattete, war man wohl auf gewisse Weise miteinander befreundet, selbst wenn man sich noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Immerhin erzählten sie sich große Teile ihres Alltags, teilten Gedanken und Empfindungen. Und doch war er mehr als das, viel mehr.

Alice hörte Damian gern zu. Sie mochte seine Art zu formulieren und sie war interessiert daran, wie er sich in einzelnen Situationen seines Lebens verhielt und warum. Erstaunlich eigentlich, so egal ihr oft Informationen über andere Menschen waren, so sehr interessierten sie Details von Damian. Sie machten nach und nach ihren Eindruck runder, ließen ihn in all seinen Faccetten schillern und lebendig werden.

Auch wenn ihre Konversation oft leicht und kameradschaftlich dahin floss, so wurde es doch immer wieder klar, dass Damian Alice führte und dominierte, ihr alle nur erdenklichen Vorgaben machte, die sein kreatives Hirn zu entwerfen vermochte. Ob es sich nun um alltägliche Dinge oder um erotisch-sexuelle Anweisungen handelte, immer wieder kam es vor, dass Damian Alice sagte, was sie zu tun oder zu lassen habe.

Mittlerweile hatte Alice schon fast damit aufgehört, sich darüber zu wundern, dass sie diesen Instruktionen häufig Folge leistete. Denn auch wenn sie seinen Wünschen meistens gern nachkam, regte sich doch des öfteren deutlicher Widerstand in ihr. Die Tatsache, dass sie diese ihr innewohnende Gegenwehr manches Mal wie ganz von selber niederkämpfte beunruhigte sie zwar, aber dann schob sie diese nagenden Gedanken einfach zur Seite. Sie hatte sich bereits ein wenig daran gewöhnt, einfach dem nachzukommen, was Damian erwartete.

Sie sieht auf. Himmel, entsprach sie schon so sehr dem Klischee? Der sogenannte "Dom" befahl, die Sub gehorchte? Hilfe, daran musste sie dringend etwas ändern. Überhaupt, was war "Dom" eigentlich für ein idiotisches Wort? Das Wort "dominant" einfach abzukürzen und zu substantivieren war wirklich eine selten dämliche Wortkreation. Und doch war Damian auch ihr Dom; so sehr ihr dieses Wort auch missfiel, in Ermangelung eines besseren musste sie es wohl einmal benutzen. Bezwinger, Herr, Meister und Gebieter waren schließlich auch nicht besser. Sie verdreht die Augen und tippt weiter.

In gleichem Maße, wie es Damian entsprach die Führungsrolle zu übernehmen, entsprach es ihr augenscheinlich, zu folgen. Zumindest in dieser Konstellation traf das zu. Es war oft so stimmig, ohne dass sie es genauer hätte erklären können. Es fügte sich meistens einfach leichtgängig ineinander, und es machte ihr immer wieder aufs Neue das gute Gefühl zart und warm dahinzuschmelzen.

Idiotische Bezeichnungen hin oder her, Alice fühlte sich sehr glücklich, Damians kleine Sklavin sein zu dürfen. So nannte er sie manchmal, oder wies sie an, sich im Tagesverlauf in Gedanken selbst so zu nennen. Sie durfte weich sein bei ihm, sie durfte es auch für ihn sein und sie durfte ihm gefahrlos gut tun. Zumindest hoffte sie, dass sie ihm gut tat.

Ganz besonders liebte sie die Vorstellung, ihn, in seiner Hosentasche sitzend, begleiten zu dürfen. Entgegen der eigentlichen Bedeutung des Wortes Hosentaschendom, nach welcher es sich bei eben diesem um einen "Dom" handelte, den Sub problemlos in ihre Hosentasche befördern konnte, hatte Alice bei Damian das umgekehrte Gefühl. Mehr als einmal hatte sie es so empfunden, von ihm ganz nach seinem Belieben in seine Tasche gesteckt werden zu können. Zu allem Überfluss fühlte sie sich sehr geborgen dort. Manchmal lud er sie ein, ihn energetisch zu begleiten, manchmal befahl er sie auch einfach energetisch zu sich, in seine Tasche. Das machte sie stets so weich, dass sie problemlos hineinpasste.

Manchmal allerdings bedurfte es auch mehr Überzeugungskraft Damians, um Alice zu dem zu bewegen, was er für richtig hielt. Doch auch die besaß er. Er konnte sehr überzeugend sein, hartnäckig und durchschlagend an einer Sache dran bleiben und war nie um ein weiteres Argument verlegen. Im Zweifel nutzte er auch eine seiner perfiden Methoden um sie zu zwingen. Da war er sehr erfinderisch und hatte das seltene Talent meistens einen empfindlichen Nerv Alices zu treffen. Sogar aus der Ferne gelang ihm das. Das konnte ja heiter werden, wenn sie sich eines Tages trafen...

Als nächstes war er so etwas wie ein Lehrer und Berater. Mentor traf es vielleicht ganz gut. Immer wieder gab er ihr Hilfestellung hinsichtlich ihrer eigenen Entwicklung, vermittelte ihr neue magische Fertigkeiten und beriet sie bei alltäglichen Konflikt- oder Problemsituationen. Alice war ihm sehr dankbar dafür. Sie bewunderte auch seine klare Sicht auf die Dinge und seine Fähigkeit vorausschauend und langfristig zu denken. Sie dagegen war oft so impulsiv und am Moment orientiert, dass sie das größere Ganze völlig aus dem Blick verlor.

Er konnte ihr sehr gut Zusammenhänge erklären, die ihr selbst verborgen blieben, obwohl, oder besser weil sie in der Situation steckte. Und er wusste auch immer Wege, einen unzufriedenstellenden Zustand aufzulösen und langfristig positiv zu verändern. Wenn sie allein an die vielen Ängste dachte, die sie vor einiger Zeit noch so mit sich herumgeschleppt hatte; unglaublich, wo waren die eigentlich? Nicht, dass sie sie vermissen würde, ganz und gar nicht. Sie hatte deren Verschwinden bis gerade noch nicht einmal so bewusst bemerkt. Unauffällig und allmählich hatten die sich verdünnisiert, und inzwischen war es manchmal fast so, als seien sie nie um sie gewesen.

Natürlich hatte auch Alice noch Ängste, wie jeder Mensch, doch das hemmende und beklemmende Übermaß war wundersam zusammengeschrumpft. Eingedampft. Der Gedanke gab ihr unmittelbar ein Gefühl der Erleichterung und Freiheit.

Damians gesunder Menschenverstand, seine Kenntnisse und Fertigkeiten in Psychologie und Magie mischten sich, wenn er Alice beriet, ihr neues Wissen über Magie vermittelte oder sie mit Handwerkszeug ausstattete, mit dessen Hilfe sie ihre kleineren und größeren Problemchen in den Griff bekommen konnte.

Ein dominant beratender Freund und Mentor? Hahahahaha, jeder Versuch, diesen Kerl irgendwie zu betiteln, schien von vornherein dazu auserkoren, umgehend den Weg allen Vergänlichens zu nehmen. In die Tonne also.

Es schien wirklich unmöglich einen Begriff zu finden. Zu groß war Damians Stellenwert. Obwohl die beiden viele Stunden des Tages in direktem Austausch standen, dachte Alice in den zeitlichen Zwischenräumen trotzdem andauernd an Damian. Oft fühlte sie einfach nur warme Dankbarkeit für diese Begegnung, seine Existenz und seine Anwesenheit in ihrem Leben. Manchmal fühlte sie aber auch eine tiefe, scheinbar unstillbare Sehnsucht und konnte es kaum erwarten ihn kurze Zeit später wieder im Chat zu treffen.

Ein ganz wesentlicher Aspekt hatte bisher noch gar keine Erwähnung gefunden, dabei war er ziemlich zentral: Neben allem anderen war Damian auch Alices heimliche, vorerst rein energetische und hocherotische Affaire. Er übte eine unbeschreiblich starke sexuelle Anziehungskraft auf Alice aus. Immer wieder begnete sie ihm in ihren erotischen Träumen, immer wieder bemächtigte er sich ihrer Fantasien...

...Dort steht er in voller Lebensgröße vor ihr und sieht auf sie herunter. Ein leicht amüsierter Zug liegt um seinen Mund. Sein glühender Blick gleicht dem einer Raubkatze kurz vor dem finalen Sprung.

Sie kann es kaum aushalten, hinzusehen. Noch weniger kann sie nicht hinsehen. Magnetisch bleiben ihre Augen an den Seinen haften.

Feurige Hochspannung, noch durch kraftvolle Selbstbeherrschung im Zaum gehalten, kurz vor der Entladung.

Sie will ihn berühren, sich berühren lassen, sie will seinen Körper spüren, seine Hände, seine Lippen, seine Zunge, seinen Penis...

Überall. Jede Faser ihres Körpers, ihr Herz, ihre gesammte Innenwelt sehnen sich danach, ihm zur Verfügung zu stehen und sich von ihm verschlingen zu lassen.

Manchmal lässt allein der Gedanke an Damians Energie Alice spontan feucht werden. Manchmal ist er so dicht zu spüren, dass sie alles um sich herum vergisst und am liebsten sofort an sich spielen würde...

Erhitzt und etwas beschämt sieht Alice auf. Sie ist zwar längst nicht fertig, aber beendet dennoch für den Moment ihr Schreiben.

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