Mittwoch, 4. September 2013
Glutmond (7)
Alice hasste die Tage, an denen sie nicht mit Damian chatten konnte und auf ihn warten musste, sie hasste sie wirklich. Immerhin hatte sie eine blühende Fantasie, die ihr die Zeit ein bisschen abkürzen konnte. Sie verliert sich in ihren Träumen...

...Deine Präsenz erfüllt den Raum; du bist deutlich spürbar, überall. Ich dagegen fühle mich winzig, wirklich winzig. Ein bisschen kleiner müsste ich allerdings werden, um schnell im nächstbesten Mauseloch verschwinden zu können. Dabei würde ich ohnehin nicht davonlaufen. Ich genieße es, in deinen Bann gezogen zu sein. Du siehst mich an, lauernd und herausfordernd. In deinem Blick liegen dennoch Wärme und Wohlwollen. Du scheinst dich auf das nun Kommende zu freuen. Ich dagegen darf nicht zu genau hinfühlen, was gerade in mir vorgeht. Flatterig stehe ich da unter deinem prüfenden Blick, nicht wissend ob meine Unsicherheit oder meine Lust die Oberhand gewinnt. Ich habe Herzklopfen. Etwas weiter unten klopft es ebenfalls vibrierend...

Verschnürt. Eng verschnürt. Begrenzt. Festgesetzt. Gehalten. Gebunden. Eingehüllt. Das Seil ist fest, rauh und kratzig auf meiner Haut. Deine Energie ebenso fest, aber streichelweich umschmeichelnd. Nähe. Nah. Sehr nah am Feuer. Flammen züngeln nach mir, ich spüre ihren heißen Hauch...

Dein Blick ist hart. Entschlossenheit umgibt dich. Immer wieder streift sie mich, wie kalte Luft, die hereinströmt und entlangstreicht, wenn man im Winter für einen Moment die Tür öffnet. Dein Ton ist streng und fordernd. Unvermittelt finde ich mich über deinem Knie wieder, eingeklemmt und fest in deinem Griff. Schnelle brennende Schläge treffen meinen Po. Immer wieder. Pausen, in denen du unangenehme Fragen stellst, deren Beantwortung eigentlich überflüssig ist. Doch du bestehst darauf, dass ich antworte. Manchmal gibst du mir vor, was ich zu sagen habe. Dann wieder Schmerz. Zeit und Raum verschwimmen. Ich schwitze.


Warmes Kerzenlicht. Du bist da. Sie ist da. Ich bin da. Sie und ich. Wir stehen mit zur Decke gebundenen Armen und gespreizten Beinen nebeneinander in der Mitte des Raumes. Du gehst langsam um uns herum. Manchmal bleibst du stehen, siehst eine von uns an, forderst Blickkontakt. Du gehst zu ihr. Ich sehe, wie du sie anfasst, mal ganz zart, mal hart und fest. Du wendest dich mir zu. Ich sehe deinen Blick, offen, dabei aber unergründlich tief. In der Hand hälst du eine Gerte. Du benutzt sie nicht. Noch nicht. Du trittst hinter mich. Deine Hand umfasst meinen Hals, ich spüre deinen Atem. Langsam wandert deine Hand weiter an mir hinab, verweilt, packt zu, wandert weiter. Alles an mir ist zum Zerreißen gespannt. Ein brennender Schmerz trifft meinen Arsch. Ich zucke zusammen und schreie leise auf. Gleich nochmal schlägst du mich, diesmal auf den Oberschenkel. Ich zittere. Du drehst dich um und schlägst sie. Sie stöhnt auf. Ich fühle mit ihr. Ich wünschte, du würdest uns losbinden, uns aus der Passivität, dem Warten befreien, uns irgendeine Aufgabe geben. Aber jetzt ist aushalten angesagt. Deine Berührungen sind verwirrend, heiß ersehnt und dann plötzlich doch verhasst, denn manchmal tun sie weh. Dann wieder kann ich nicht genug bekommen, flehe in Gedanken, du mögest mich erneut anfassen, befühlen. Ich ertrage auch den Schmerz, wenn du nur weiter machst, wenn du nur bitte bitte weitermachst...