Freitag, 23. Januar 2015
Eisglut (18)
Mit sehr gemischten Gefühlen beginnt Alice heute zu schreiben. Sollte sie wirklich alle Welt an ihrem beschämenden Erlebnis teilhaben lassen? Nichtsahnend hatte sie den Chat mit Damian begonnen. Eigentlich war es geradezu gemütlich gewesen. Sie hatte weder Sadismus noch Strenge bei ihm wahrgenommen und auch sie selbst war nicht konkret auf der Suche nach Selbigem gewesen.

Der Chat war so dahingeplätschert, bis Damian plötzlich fragte, ob Alice einen Plug zu Hause habe. Sie hätte es besser wissen müssen. Sie hätte sich von der entspannten Athmosphäre nicht täuschen lassen dürfen. Doch eingelullt vom sanft dahinfließenden Gespräch hatte sie seine Frage arglos bejaht. Und in derselben Sekunde gewusst, dass ebendieser Plug nun zum Einsatz kommen würde.

Und richtig. Schon kam Damians Befehl an Alice, sich umgehend vorzubereiten, den Plug und Gleitcreme zu holen und ihn einzuführen. Dann sollte sie die anfallende Hausarbeit so bestückt verrichten, auf Zehenspitzen balancierend und in der Vorstellung, Damian hinter sich stehend zu wissen, wie er mit seinem Gürtel in der Hand ihr Tun beaufsichtigte.

Himmel, sie hatte sich nichtmal ansatzweise geziert, sondern einfach getan, was er ihr aufgetragen hatte. Wo war nur ihr Verstand geblieben? Jetzt schämte sie sich in Grund und Boden und errötete noch beim bloßen Gedanken an ihre taumelige Folgsamkeit.

Sie hätte sich wenigstens von ihm zwingen lassen können, zu folgen, doch stattdessen hatte sie wie ferngesteuert Damians Worten gehorcht und es obendrein noch genossen. Schon wieder schießt ihr beim Tippen das Blut in die Wangen.

Jede Bewegung hatte sie den Plug spüren lassen, jeder ihrer trippelnden Zehenspitzenschritte hatte ihr ihren aktuellen Zustand ins Bewusstsein gerufen und Damian sehr fühlbar gemacht. Als ob er tatsächlich hinter ihr stand.

Hilfe, was hatte sie wohl für eine lächerliche Figur abgegeben? Staksend und tänzelnd, mit einem überdeutlichen Gefühl für ihren Allerwertesten, welchen Damian gerade unmissverständlich in Besitz genommen hatte. Sie hatte es vermieden sich zu bücken, zumindest hatte sie das versucht, denn jedesmal hatte sich ihr eingeschlossenes Geheimnis in seinem vorübergehenden Refugium laut zu Wort gemeldet.

Schon wieder wechselt Alice die Farbe. Wie machte der Kerl das nur? Er konnte ihr das uneingeschränkte Gefühl geben, seine Finger nicht nur im Spiel, sondern auch auf und sogar in ihr zu haben. In solchen Momenten gehörte sie allein ihm. Sie fühlte sich fast verschluckt von seiner Energie, löste sich regelrecht in ihm auf.

Sie war außerhalb von Raum und Zeit, einzig eingebunden ins Sein; in sein Sein. Und da gefiel es ihr unbeschreiblich gut. Stark und präsent fühlte er sich an, Kontur gebend, wie herrlich heiße Lava, die sich ruhig und stetig um sie legte, nach ihr griff und sich ihrer bemächtigte.

Und sie, sie war nur allzu bereit gewesen sich in Besitz nehmen zu lassen, aufzugehen im aktuellen Jetzt und seiner Energie. Angefüllt war sie auf unsichtbaren Heels durchs Haus gestöckelt, hatte die Welt um sich ausgeblendet und war im Gehorchen aufgegangen.

Während Alice ihr Erlebnis tippt, kommt es ihr unwirklich vor. Doch die stetig wiederkehrende Hitze in ihren Wangen und zwischen ihren Beinen lässt sie überdeutlich in der Realität ankommen. Verlegen speichert sie ihre heutigen Zeilen und schließt den Rechner.

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Donnerstag, 9. Januar 2014
Sternenstaub (17)
Diese Verbundenheit, diese Nähe, die Alice zu Damian spürte war so außerordentlich verblüffend und doch gleichzeitig so natürlich. Sie wusste sie einfach nicht einzuordnen. Niemals hatte sie einem anderen Menschen gegenüber so empfunden, wie sie für Damian empfand. Noch nie zuvor hatte sie ein solches Vertrauen entwickelt...

Damian hatte ja bereits herausgefunden, dass sie beide sich schon in einem früheren Leben begegnet waren, was bestimmt einen Teil ihrer außergewöhnlichen Bindung erklären konnte.

Aber Damians besondere Fähigkeit, in Trance mit Seelen sprechen zu können und manchmal auch Seelenfarben sehen zu können, hatte noch einen anderen Hinweis gegeben. Um dies zu erklären musste Alice ein wenig ausholen:

Oft schon hatte Damian mit ihr über die tieferen und richtig spannenden Aspekte des Seins gesprochen und ihr erklärt, dass Menschen keine Seele haben, nein, ganz im Gegenteil, dass die eigentliche Form zu existieren die Seele IST. Der Mensch als solcher ist ein Teil der Seele, nämlich der Teil, der gerade eine menschliche Erfahrung macht.

Die Seele hatte oft in früheren Zeiten schon viele Menschenleben durchlaufen und würde auch in Zukunft weitere Leben als Mensch leben.

Eigentlich, hatte Damian ihr erläutert, eigentlich gäbe es für die Seele gar keine Zeit. Zeit, Begriffe wie "jetzt", "früher" und "später" seien rein menschliche Konstrukte, die in der menschlichen Welt durchaus ihre Berechtigung hätten. Aus Sicht der Seele aber liefen alle Inkarnationen, alle Leben gleichzeitig ab.

Mal war man eine Frau im 11. Jahrhundert, dann wieder ein Mann im 18. Jahrhundert. Mal war man Tochter, mal Vater, mal war man arm, mal reich, mal angepasster Spießbürger, mal Revoluzzer und so weiter. Die Seele schickte Anteile aus um möglichst vielfältige menschliche Erfahrungen zu sammeln.

Jeder Mensch ist also ein Teil seiner Seele. Das höhere Selbst, als die Urseele, kennt den Lebensplan des aktuellen Lebens, also der jetzigen Inkarnation, und versucht durch Hinweise Hilfestellung bei der Umsetzung der individuellen Bestimmung zu geben.

Alle Menschen haben eine unterschiedliche, mehr oder weniger starke Verbindung zu ihrem höheren Selbst. Diese Verbindung kann man sich als eine Art farbigen Kanal vorstellen, oder einen Tunnel, durch den die ureigene Lebensenergie fließen kann. Je breiter und offener dieser Kanal, desto besser und freier fließt die Energie zwischen dem jeweiligen Menschen und seinem höheren Selbst.

Und umgekehrt: Je verengter der Tunnel, je schlechter also die Energie fließen kann, desto mehr fühlt man sich abgetrennt, einsam und verloren. Dies kann zum Beispiel durch traumatische Erlebnisse oder Ängste geschehen.

Einmal hatte Damian diesen Kanal für Alice geweitet, was dazu geführt hatte, dass sie sich sehr plötzlich extrem wohl und gestärkt gefühlt hatte. Sie war wieder verbunden mit ihrer ganz eigenen Lebensenergie und ihrem ganz eigenen höheren Selbst, wurde von ihr geflutet, angefüllt und umspült, was sie sehr erfrischt und ihr Kraft gegeben hatte.

Alice blickt auf, immer noch fasziniert von dem was Damian so alles wusste und konnte. Da tauchte er einfach mal eben kurz in Trance ab, weitete ihren Kanal und sorgte so dafür, dass sie plötzlich wieder mit ihrer Energie in Kontakt war, versorgt und genährt wurde von diesem unglaublich kraftspendenden Elixier. Versonnen tippt sie weiter.

Damian war, ohne es Alice zunächst mitzuteilen, stutzig geworden, als er festgestellt hatte, dass ihr Kanal dieselben Farben wie sein eigener hatte. Darüber wollte er jedoch eigentlich gar nicht mir ihr reden. Er hatte sie lediglich gefragt, was sie über Dualseelen wisse.

Alice hatte das Wort nie zuvor gehört. Natürlich war ihre Neugier geweckt und sie hatte begonnen zu recherchieren und war auf ein wunderschönes Bild gestoßen, welches die Zusammenhänge, die Damian ihr bereits nahegebracht hatte, bestätigte und sehr anschaulich beschrieb.

Dort hieß es: Die Seele mit all ihren Inkarnationen gleicht in ihrer Struktur sehr einer Pusteblume. In der Mitte der Blüte befindet sich eine große, runde Kugel. Diese ist in dieser Analogie das Symbol für die Urseele bzw das höhere Selbst. Auf dieser zentralen großen Kugel der Blüte sitzen auf kleinen Stielchen kleine Schirmchen. Jedes dieser kleinen Schirmchen ist eine Blüte für sich, und man kann sich leicht vorstellen, dass jedes dieser einzelnen kleinen Schirmchen an ihrem Stielchen eine Inkarnation darstellt.

Jedes Schirmchen steht also jeweils für eins von vielen Leben, in denen wir inkarnieren, und zwar eigentlich zur selben Zeit. Man ist zum Beispiel einmal ein Mann im 19. Jahrhundert oder eine Frau im 13. Jahrhundert. Das sind alles Leben, in denen wir schon gelebt haben und wieder leben werden. Aber im eigentlichen Universum gibt es keine Dimension Zeit. Also laufen diese unsere Leben alle gleichzeitig ab.

Und so kann man auch leicht verstehen, dass die Seele Inkarnationen von oberhalb der Zeit aussendet. So wie eine Löwenzahnpusteblume sieht das aus vom Standpunkt der Seele her.

Das war wirklich höchst interessant. Alice hatte immer wieder versucht dieses Thema in den Gesprächen mit Damian anzubringen. Sie ließ einfach das Gefühl nicht los, dass er ihr da noch Genaueres, noch Persönlicheres sagen konnte. Doch bis auf sehr seltene und dünne Andeutungen rückte er partout nicht mit der Sprache heraus.

Alice blickt zornig auf. Was war dieser Kerl nur manchmal für ein elender Geheimniskrämer! Und dann noch ausgerechnet in dieser spannenden Angelegenheit! Verdammt! Noch heute konnte sie sich darüber ärgern. Erbost tippt sie weiter.

Irgendwann hatte Damian sich aber dann doch durchringen können, Alice von seiner Entdeckung zu erzählen. Gebannt hatte sie ihm zugehört:

Während der Arbeit an Alices Seele hatte Damian mehrfach die Farbe ihres Kanals gesehen, genau wie die Farbe der Energie, die dort herauskam. Seine eigene Energiefarbe kannte Damian natürlich auch, und er hatte sich zunächst gewundert, dass die Farben bei ihm und Alice so überraschend gleich waren.

Zuerst hatte Damian sich nicht allzuviel dabei gedacht, war aber irgendwann doch stutzig geworden.

Dann hatte er bei Freunden und Familienmitgliedern gefragt, ob er sich ihre Kanäle und Energiefarben ansehen dürfe, um feststellen zu können ob bei irgendjemand die Seelenfarben vielleicht auch so ähnlich waren. So hatte er dann doch nochmal bewusst nachgesehen und festgestellt, dass alle eine völlig andere Energie und Farbe hatten. Alle, außer Alice...

Danach hatte er noch einmal sehr bewusst Alices Energie angesehen und mit seiner eigenen verglichen.

Diesmal war es sehr deutlich, es war haargenau dasselbe! Es waren identische Farbstrukturen, es war das gleiche energetische Gefühl. Damian war vollkommen geplättet. Er begriff schlagartig, was ihm vorher entgangen war!

Die Verblüffung hätte kaum größer sein können. Er fand seine Entdeckung so unbeschreiblich, so krass und konnte es einfach nicht fassen. Das konnte doch nicht wahr sein! Alice und er hatten ein- und dieselbe Urseele! Zwei verschiedene Inkarnationen derselben Urseele, das selbe Höhere Selbst! Damian traf sich in Alice selber, und umgekehrt! Wahnsinn!

Er hatte diese Erkenntnis erstmal verkraften müssen. Und hatte sie, nachdem sie sicher in seinem Bewusstsein verankert war, erstmal geheim gehalten.
Damian wusste nicht, ob es gut sein würde Alice einzuweihen, er konnte auch nicht abschätzen was es für sie beide vielleicht ändern würde.

Doch irgendwann hatte er dann so nach nach durchblicken lassen, was er herausgefunden hatte. Er wollte es nicht so richtig verraten, hatte aber doch häppchenweise Andeutungen fallen lassen.

Diese waren ganz sanft in Alices Bewusstsein geschwebt, eine nach der anderen, wie Zauberfedern die langsam vom Himmel herabsinken. Sie hatte genug Zeit sich auf diese langsam durchsickernde Gewissheit einzustellen.

Auch wenn Alice ihn im Vorfeld innerlich beschimpft hatte, weil er sich so lange hatte bitten lassen, ihr endlich die ganze faszinierende Wahrheit zu erzählen, war sie nun froh ein wenig vorbereitet worden zu sein.

Er war sie und sie war er... Jeder von ihnen ein eigenes Schirmchen zwar, aber doch dem selben Kern entstammend...Sie begegnete in ihm einem Teil von sich selbst...Sie war er und er war sie...

Eines Tages hatte Damian ihr schließlich ein Lied geschickt und ihr erzählt, dass er immer, wenn er dieses Lied gehört hatte, an Alice hatte denken müssen....

Steh auf, zieh dich an
Jetzt sind andere Geister dran
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Fenster auf, Musik ganz laut
Das letzte Eis ist aufgetaut
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Wir alle sind aus Sternenstaub
In unseren Augen warmer Glanz
Wir sind noch immer nicht zerbrochen
Wir sind ganz

Du bist vom selben Stern
Ich kann deinen Herzschlag hören
Du bist vom selben Stern
Wie ich
Weil dich die gleiche Stimme lenkt
Und du am gleichen Faden hängst
Weil du dasselbe denkst
Wie ich

Tanz durch dein Zimmer, heb mal ab
Tanz durch die Straßen, tanz durch die Stadt
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Lass uns zusammen unsere Bahnen ziehen
Wir fliegen heute noch über Berlin
Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Wir alle sind aus Sternenstaub
In unseren Augen warmer Glanz
Wir sind noch immer nicht zerbrochen
Wir sind ganz

Du bist vom selben Stern
Ich kann deinen Herzschlag hören
Du bist vom selben Stern
Wie ich
Weil dich die gleiche Stimme lenkt
Und du am gleichen Faden hängst
Weil du dasselbe denkst
Wie ich

Ich nehm den Schmerz von dir
Ich nehm den Schmerz von dir

Du bist vom selben Stern
Ich kann deinen Herzschlag hören
Du bist vom selben Stern
Wie ich
Weil dich die gleiche Stimme lenkt
Und du am gleichen Faden hängst
Weil du dasselbe denkst
Wie ich

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Hosentaschendom (16)
Schon häufiger hatte Alice sich eine Frage gestellt: Was war Damian eigentlich für sie? Oder besser, wie konnte man seine Rolle, seine Position, seinen Part bezeichnen? Welcher Begriff beinhaltete all die einzelnen Aspekte? Gab es so einen Begriff überhaupt? Vermutlich nicht, so allumfassend konnte kein einzelnes Wort sein. Sie würde eines erfinden müssen.

Schwieriges Unterfangen, richtig schwierig, differenziert aufschreiben zu wollen, was Damians und ihre Beziehung im Einzelnen ausmachte.

Er war so vieles. Als erstes mal ein Freund, ein spezieller zwar, aber wenn man über zwei Jahre lang täglich viele Stunden miteinander chattete, war man wohl auf gewisse Weise miteinander befreundet, selbst wenn man sich noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Immerhin erzählten sie sich große Teile ihres Alltags, teilten Gedanken und Empfindungen. Und doch war er mehr als das, viel mehr.

Alice hörte Damian gern zu. Sie mochte seine Art zu formulieren und sie war interessiert daran, wie er sich in einzelnen Situationen seines Lebens verhielt und warum. Erstaunlich eigentlich, so egal ihr oft Informationen über andere Menschen waren, so sehr interessierten sie Details von Damian. Sie machten nach und nach ihren Eindruck runder, ließen ihn in all seinen Faccetten schillern und lebendig werden.

Auch wenn ihre Konversation oft leicht und kameradschaftlich dahin floss, so wurde es doch immer wieder klar, dass Damian Alice führte und dominierte, ihr alle nur erdenklichen Vorgaben machte, die sein kreatives Hirn zu entwerfen vermochte. Ob es sich nun um alltägliche Dinge oder um erotisch-sexuelle Anweisungen handelte, immer wieder kam es vor, dass Damian Alice sagte, was sie zu tun oder zu lassen habe.

Mittlerweile hatte Alice schon fast damit aufgehört, sich darüber zu wundern, dass sie diesen Instruktionen häufig Folge leistete. Denn auch wenn sie seinen Wünschen meistens gern nachkam, regte sich doch des öfteren deutlicher Widerstand in ihr. Die Tatsache, dass sie diese ihr innewohnende Gegenwehr manches Mal wie ganz von selber niederkämpfte beunruhigte sie zwar, aber dann schob sie diese nagenden Gedanken einfach zur Seite. Sie hatte sich bereits ein wenig daran gewöhnt, einfach dem nachzukommen, was Damian erwartete.

Sie sieht auf. Himmel, entsprach sie schon so sehr dem Klischee? Der sogenannte "Dom" befahl, die Sub gehorchte? Hilfe, daran musste sie dringend etwas ändern. Überhaupt, was war "Dom" eigentlich für ein idiotisches Wort? Das Wort "dominant" einfach abzukürzen und zu substantivieren war wirklich eine selten dämliche Wortkreation. Und doch war Damian auch ihr Dom; so sehr ihr dieses Wort auch missfiel, in Ermangelung eines besseren musste sie es wohl einmal benutzen. Bezwinger, Herr, Meister und Gebieter waren schließlich auch nicht besser. Sie verdreht die Augen und tippt weiter.

In gleichem Maße, wie es Damian entsprach die Führungsrolle zu übernehmen, entsprach es ihr augenscheinlich, zu folgen. Zumindest in dieser Konstellation traf das zu. Es war oft so stimmig, ohne dass sie es genauer hätte erklären können. Es fügte sich meistens einfach leichtgängig ineinander, und es machte ihr immer wieder aufs Neue das gute Gefühl zart und warm dahinzuschmelzen.

Idiotische Bezeichnungen hin oder her, Alice fühlte sich sehr glücklich, Damians kleine Sklavin sein zu dürfen. So nannte er sie manchmal, oder wies sie an, sich im Tagesverlauf in Gedanken selbst so zu nennen. Sie durfte weich sein bei ihm, sie durfte es auch für ihn sein und sie durfte ihm gefahrlos gut tun. Zumindest hoffte sie, dass sie ihm gut tat.

Ganz besonders liebte sie die Vorstellung, ihn, in seiner Hosentasche sitzend, begleiten zu dürfen. Entgegen der eigentlichen Bedeutung des Wortes Hosentaschendom, nach welcher es sich bei eben diesem um einen "Dom" handelte, den Sub problemlos in ihre Hosentasche befördern konnte, hatte Alice bei Damian das umgekehrte Gefühl. Mehr als einmal hatte sie es so empfunden, von ihm ganz nach seinem Belieben in seine Tasche gesteckt werden zu können. Zu allem Überfluss fühlte sie sich sehr geborgen dort. Manchmal lud er sie ein, ihn energetisch zu begleiten, manchmal befahl er sie auch einfach energetisch zu sich, in seine Tasche. Das machte sie stets so weich, dass sie problemlos hineinpasste.

Manchmal allerdings bedurfte es auch mehr Überzeugungskraft Damians, um Alice zu dem zu bewegen, was er für richtig hielt. Doch auch die besaß er. Er konnte sehr überzeugend sein, hartnäckig und durchschlagend an einer Sache dran bleiben und war nie um ein weiteres Argument verlegen. Im Zweifel nutzte er auch eine seiner perfiden Methoden um sie zu zwingen. Da war er sehr erfinderisch und hatte das seltene Talent meistens einen empfindlichen Nerv Alices zu treffen. Sogar aus der Ferne gelang ihm das. Das konnte ja heiter werden, wenn sie sich eines Tages trafen...

Als nächstes war er so etwas wie ein Lehrer und Berater. Mentor traf es vielleicht ganz gut. Immer wieder gab er ihr Hilfestellung hinsichtlich ihrer eigenen Entwicklung, vermittelte ihr neue magische Fertigkeiten und beriet sie bei alltäglichen Konflikt- oder Problemsituationen. Alice war ihm sehr dankbar dafür. Sie bewunderte auch seine klare Sicht auf die Dinge und seine Fähigkeit vorausschauend und langfristig zu denken. Sie dagegen war oft so impulsiv und am Moment orientiert, dass sie das größere Ganze völlig aus dem Blick verlor.

Er konnte ihr sehr gut Zusammenhänge erklären, die ihr selbst verborgen blieben, obwohl, oder besser weil sie in der Situation steckte. Und er wusste auch immer Wege, einen unzufriedenstellenden Zustand aufzulösen und langfristig positiv zu verändern. Wenn sie allein an die vielen Ängste dachte, die sie vor einiger Zeit noch so mit sich herumgeschleppt hatte; unglaublich, wo waren die eigentlich? Nicht, dass sie sie vermissen würde, ganz und gar nicht. Sie hatte deren Verschwinden bis gerade noch nicht einmal so bewusst bemerkt. Unauffällig und allmählich hatten die sich verdünnisiert, und inzwischen war es manchmal fast so, als seien sie nie um sie gewesen.

Natürlich hatte auch Alice noch Ängste, wie jeder Mensch, doch das hemmende und beklemmende Übermaß war wundersam zusammengeschrumpft. Eingedampft. Der Gedanke gab ihr unmittelbar ein Gefühl der Erleichterung und Freiheit.

Damians gesunder Menschenverstand, seine Kenntnisse und Fertigkeiten in Psychologie und Magie mischten sich, wenn er Alice beriet, ihr neues Wissen über Magie vermittelte oder sie mit Handwerkszeug ausstattete, mit dessen Hilfe sie ihre kleineren und größeren Problemchen in den Griff bekommen konnte.

Ein dominant beratender Freund und Mentor? Hahahahaha, jeder Versuch, diesen Kerl irgendwie zu betiteln, schien von vornherein dazu auserkoren, umgehend den Weg allen Vergänlichens zu nehmen. In die Tonne also.

Es schien wirklich unmöglich einen Begriff zu finden. Zu groß war Damians Stellenwert. Obwohl die beiden viele Stunden des Tages in direktem Austausch standen, dachte Alice in den zeitlichen Zwischenräumen trotzdem andauernd an Damian. Oft fühlte sie einfach nur warme Dankbarkeit für diese Begegnung, seine Existenz und seine Anwesenheit in ihrem Leben. Manchmal fühlte sie aber auch eine tiefe, scheinbar unstillbare Sehnsucht und konnte es kaum erwarten ihn kurze Zeit später wieder im Chat zu treffen.

Ein ganz wesentlicher Aspekt hatte bisher noch gar keine Erwähnung gefunden, dabei war er ziemlich zentral: Neben allem anderen war Damian auch Alices heimliche, vorerst rein energetische und hocherotische Affaire. Er übte eine unbeschreiblich starke sexuelle Anziehungskraft auf Alice aus. Immer wieder begnete sie ihm in ihren erotischen Träumen, immer wieder bemächtigte er sich ihrer Fantasien...

...Dort steht er in voller Lebensgröße vor ihr und sieht auf sie herunter. Ein leicht amüsierter Zug liegt um seinen Mund. Sein glühender Blick gleicht dem einer Raubkatze kurz vor dem finalen Sprung.

Sie kann es kaum aushalten, hinzusehen. Noch weniger kann sie nicht hinsehen. Magnetisch bleiben ihre Augen an den Seinen haften.

Feurige Hochspannung, noch durch kraftvolle Selbstbeherrschung im Zaum gehalten, kurz vor der Entladung.

Sie will ihn berühren, sich berühren lassen, sie will seinen Körper spüren, seine Hände, seine Lippen, seine Zunge, seinen Penis...

Überall. Jede Faser ihres Körpers, ihr Herz, ihre gesammte Innenwelt sehnen sich danach, ihm zur Verfügung zu stehen und sich von ihm verschlingen zu lassen.

Manchmal lässt allein der Gedanke an Damians Energie Alice spontan feucht werden. Manchmal ist er so dicht zu spüren, dass sie alles um sich herum vergisst und am liebsten sofort an sich spielen würde...

Erhitzt und etwas beschämt sieht Alice auf. Sie ist zwar längst nicht fertig, aber beendet dennoch für den Moment ihr Schreiben.

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Dienstag, 12. November 2013
Wüstenwind (15)
Alice öffnet mit gemischten Gefühlen ihren Rechner.

Ein sehr schöner Chatabend war das gestern gewesen, so nah und gemütlich. Damian hatte ein wenig aus seiner Vergangenheit erzählt und auch über Magie, genauer über die Unterschiede von männlicher und weiblicher Energie hatten sie eine Weile geredet. Das Gespräch war ganz entspannt dahingeplätschert und irgendwann hatte Damian verkündet, dass er Alice nun mit nach oben nehmen würde, so dass sie bei ihm einschlafen und übernachten würde.

Er meinte damit genau genommen ihre Energie, den einen Teil von ihr, der sich trotz der vielen Kilometer die sie beide räumlich trennten manchmal bei ihm befand. Er konnte sie deutlich in seiner Nähe spüren und manchmal sogar als orangefarbene Nebelgestalt fast sehen und er wollte gestern, dass das über Nacht so blieb. Schon oft hatte er sie eingeladen, energetisch bei ihm zu bleiben, auch zum schlafen zu ihm zu kommen. Manchmal befahl er es ihr auch.

Alice fühlte sich damit sehr wohl und in solchen Momenten hatte sie die deutliche körperliche Empfindung, wie an einem straffen Gummiband, welches aus ihrem Bauch herauswuchs, zu Damian gezogen zu werden. Sie raste dann buchstäblich, fernab von Raum und Zeit in seine unmittelbare Nähe und sie liebte dieses Gefühl.

Auch gestern sollte der Chat scheinbar damit enden, dass sie sich zwar beide auf den Weg in ihr jeweiliges eigenes Bett machten, sich aber auf energetischer Ebene kurzum zum schlafen wiedertreffen würden. Gemütlich eingelullt und in dem Gefühl, Damian wunderbar nah zu sein verabschiedete Alice sich von ihm.

"Heute Nacht wird sie nicht mehr befummelt, das ist ein Befehl." Ungläubig starrte Alice auf die soeben erschienenen Buchstaben. Wie bitte? Was sollte das denn? Sie war totmüde und hatte ganz sicher keine Lust gehabt auch nur noch einen einzigen Finger zu rühren um an sich zu spielen. Doch mit diesem Ausspruch hatte sich das schlagartig geändert.

Plötzlich wollte sie sich unbedingt noch befriedigen bevor sie einschlafen würde. Und überhaupt, das konnte sie jawohl selber entscheiden, wann und wann nicht! Was hatte er eigentlich dazu zu melden?

Der Versuch, ihre erbosten Gedanken kundzutun wurde jäh unterbrochen. "Du kommst hierher, legst dich zu mir, machst Reiki und schläfst. Ich verbiete dir, an dir zu spielen. Hast du mich verstanden?" Seine Worte erhielten Nachdruck durch seine plötzlich deutlich spürbare Präsenz. Es war, als fülle seine Energie mit einem Mal Alices Wohnzimmer aus. Damian fühlte sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde so dermaßen nah und bestimmend an, er beherrschte unvermittelt die Situation, und zwar völlig.

Alice hatte das überzeugende Gefühl, er würde augenblicklich neben ihr erscheinen, sie fest im Nackenhaar packen und zwingen ihm in die Augen zu sehen, bis sie versicherte, verstanden zu haben.
Dieser Mistkerl! Er verbot ihr, sich mit sich selbst zu vergnügen und zwar auf eine Art und Weise die sie vulkanartig feucht werden ließ.

Mit einem klitzekleinen Funken Restwiderstand, der aber angesichts seiner so gewaltig fühlbaren Dominanz dahinschmolz wie ein Schokoladeneis in der Wüstensonne, hatte sie ihm geantwortet, dass sie zwar verstanden, aber keine Lust hatte zu folgen. Aber im Grunde wusste sie schon, dass sie ihm gehorchen würde. Dazu hatte er ihr auch dringend geraten und sie wiederholen lassen, was er von ihr erwartete.

Konnte man in ein- und derselben Sekunde gleichzeitig hassen und lieben? Vermutlich. Mit einem intensiven Nähegefühl zu Damian war Alice schließlich schlafen gegangen und trotz der Tatsache dass sie ihre schafige Folgsamkeit gerade sehr verwünschte schnell und irgendwie sehr zufrieden eingeschlafen.

Am nächsten Tag hatte Damian sie dafür belohnt und sie angewiesen, sich noch am selben Tag selbst zu befriedigen und für ihn haargenau aufzuschreiben, woran sie dabei gedacht hatte. Erstaunlich, wie sich Dankbarkeit und Freude in ihr breit gemacht hatten...
Doch irgendwie hatte sie ihn das nicht so recht wissen lassen wollen. Immerhin war er ja derjenige gewesen, der ihr den Spaß überhaupt erst verboten hatte und gleichzeitig ihr Verlangen danach geweckt und geschürt hatte.

Manchmal, so auch jetzt, fragte Alice sich ernsthaft, warum sie überhaupt submissiv geworden war. Was ihr allerdings in diesen Momenten noch unverständlicher war, war die Tatsache, dass sie zu allem Überfluss auch noch daran festhielt. Als submissiver Part einer Beziehung ließ man sich befehlen, demütigen und schlagen, musste gehorchen und leiden. Welcher einigermaßen klar denkende Mensch würde sowas wollen?

Doch während sie noch sinnierte hatte eine aufschäumende Welle der Geilheit ihre störenden Gedanken weggewaschen und sie hatte sich endlich ihren Fantasien hingeben können.

Erneut waren seine unmissverständlichen und fordernden Worte in ihr aufgetaucht und hatten das Gefühl seiner machtvollen Präsenz wieder aufleben lassen. Während sie an sich spielte hatte sie die Empfindung der durch ihn extrem verdichteten Athmosphäre zum zweiten Mal spüren können. Das alleine schickte schon warme elektrisierende Wellen in ihren Unterleib.

Sie hatte sich auf eine Weise gesehen und kontrolliert gefühlt, die ihr warme Schauer zwischen die Beine jagte. Dazu formte ihr Gehirn dann plötzlich Bilder. Er, groß und stark und machtvoll führte sie in geschmeidigem Miteinander durch die Situation. Immer wieder stoben Funken der Reibung auf, um dann langsam verglühend das aufgeladene und doch harmonische Zusammenspiel zu beleuchten.

Sie ließ sich führen, folgte weich seinen Blicken und Gesten, erschauerte unter seinen Berührungen und genoss seinen festen Griff. Beherrschend war jedoch das dichte Gefühl seiner gewaltigen Präsenz. Manchmal erschienen ihr kurze Bilder davon, wie er sie schlug, sie fühlte seinen festen Halt, badete in der Empfindung, ihm ausgeliefert zu sein, stellte sich den Schmerz vor, die Angstlust und die Scham, wenn sie seine Augen sah.

Aber im Grunde war es anders. Anders als alles bisher. Sie hatte Damian noch nie zuvor so gewaltig gefühlt während sie masturbierte. Die wenigen Bilder in ihrer Fantasie traten deutlich zurück hinter dem energetischen Gefühl seiner raumfüllenden Anwesenheit. Er hatte sich so stark angefühlt, so bestimmend und fast unerträglich machtvoll erotisch, dass dieses vielschichtige Gefühl ihr unter Zuhilfenahme ihrer Hände einen Orgasmus beschert hatte. Dieser war nicht einfach zu beschreiben, aber ihr kam es vor, als sei er in ihrer Seele entsprungen.

Er hatte sie so allumfassend gefangen genommen mit seinem Verbot am gestrigen Abend, und vor allem mit der für ihn so typischen Art und Weise es durchzusetzen und seiner so unglaublich realen Präsenz. Diese sonderbare Gefangenschaft hatte ihr einen unerhörten Seelenfrieden beschert. Ihr Wohlgefühl gepaart mit seiner in der Luft hängenden Autorität war zwischen ihren Beinen explodiert.

Ob ihm das gefallen würde, wenn er das las? Kaum konkrete Gedanken, Bilder und Abläufe in ihrer Fantasie? Die so simpel wirkende aber doch so überzeugende Tatsache, dass sie fast ausschließlich angesichts seiner fühlbaren Person zum seelenvollen Höhepunkt gekommen war? Na, es half ja nichts, genau so war es gewesen und Alice musste einfach abwarten wie er das aufnehmen würde.

Ein bisschen vernebelt schließt sie den Rechner.

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